Umzug in ein anderes Land: Wie Paypal, Google und Apple versagen

Wird leider ein paar mal zu oft angezeigt...

Nur ein Beispiel von vielen. Wer auswandert sollte sich nicht auf die IT Konzerne verlassen!

Umziehen an und für sich ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Trotzdem bin ich nun nach 2010 und 2012 zum dritten mal in relativ kurzer Zeit umgezogen. Richtig spannend wird es aber wenn man ins Ausland umzieht. Der letzte Umzug in den letzten Wochen ging nach Hong Kong.

Schlussendlich war der Umzug erstaunlicherweise nicht viel anders, als ein Umzug ins Nachbarsdorf. Klar: Die Möbel sind 6 Wochen unterwegs und am neuen Ort sprechen alle eine andere Sprache. Aber eigentlich war es sogar noch einfacher. Aufgrund der Zollformalitäten darf man eh fast nichts selber machen. Deshalb wurde alles an einen Dienstleister abdelegiert. Doch dazu ein andermal mehr in diesem Blog.

Nicht abdelegieren kann man den Umzug seines „digitalen“ Lebens. Spätestens wenn man als Auslandschweizer von seiner Schweizer Bank keine (oder nur eine extrem überteuerte) Kreditkarte mehr erhält, dann muss man sich Gedanken machen. Es folgen vier Beispiele. Überzeugt hat keiner.

Spotify – Ohne Support geht gar nichts mehr

Ich habe einen Spotify Premium Account. Der Schweizer Account funktioniert nur mit einer Schweizer Kreditkarte. Oder einer Schweizer Geschenkkarte. Was aber, wenn die neue Kreditkarte auf die HSBC in Hong Kong läuft? Der Account war dreimal total blockiert, tagelang war ich ohne Spotify. Den Support habe ich gleich dreimal kontaktiert – am Schluss wurde das Problem dann aber unkompliziert gelöst, via Twitter. Schade nur: Einzelne Songs können nicht mehr angehört werden: „Content not available in your country“ steht da… (oder so ähnlich).

Paypal – Ein Neustart ist nötig, der Account ist an das Land gebunden

Bei Paypal geht beim Umzug in ein neues Land gar nichts mehr. Neue Kreditkarte aus einem anderen Land? Das bedeutet gleichzeitig, dass ein neuer Paypal Account benötigt wird. Alter Account wird geschlossen (in einem klar definierten Vorgang), dann kann anschliessend unter gleicher Adresse ein neuer Account erstellt werden. Das Problem: Dabei müssen leider alle Abonnements gekündigt (!!) und neu erfasst werden. Der Aufwand ist… gross!

Bei Google gibts ein Chaos und keinen Support

Ich bin ehrlich gesagt nicht ganz sicher ob Google nun kapiert hat wo ich wohne. Denn bisher kommen die Informationen mal in Englisch, mal in Kantonesisch – aber die Kreditkarte wurde akzeptiert.

Der Playstore liess sich aber nicht aktiv auf Hong Kong umstellen. Die Daten blieben deutsch. Trotzdem, ab und zu war die Menuleiste in Kantonesisch. Und als dann drei Wochen später plötzlich alles kantonesisch war, da war dann auch der Music Store wieder weg: „Sorry! Music on Google Play is not available in your country yet.“ steht seither da. Weshalb dies plötzlich nach Wochen erst geschah? Keine Ahnung!

Mit Apple umziehen: Ein Desaster!

In der Theorie war es einfach. Wie auf dem Screenshot ersichtlich, musste man eigentlich gar nicht so viel tun. Aber Achtung: Der Support hat im Chat leider das meiste vergessen zu erwähnen.

Chat mit Apple Support

Chat mit Apple Support

Deshalb fasse ich nun mal alles zusammen. Damit man die Schritte überhaupt vornehmen kann, dürfen keine Abonnemente mehr laufen. Also kein iTunes Match, kein iCloud Speicherplan. Und auch keine Zeitschriften! Alles klar? Nach einem zwei Stunden Telefonat mit einem Senior Supporter war dies endlich geschafft. Ich hatte nun zwar 20GB meines 5GB Speicherplatzes belegt, es kam dabei aber zu keinem Datenverlust. Ebenfalls waren vorher alle Songs in der Cloud, alle Movies und alle Bücher auf einem Mac lokal gesichert worden. Schliesslich gibt es nicht alle Songs in jedem Land. Die Musikindustrie würde ja kaum mehr was verdienen, wenn ich meinen in der Schweiz gekauften (!) Song auch in Hong Kong problemlos abspielen könnte.

Nachdem die Verträge in der Schweiz mit dem Schweizer Support aufgehoben wurden, durfte ich mit dem Support von iTunes chatten. Auch der iTunes Match Vertrag wurde augehoben und zurückerstattet. Genau. Zurückerstattet. Somit war wieder Geld auf meinem Account und dies verhindert wiederum einen Umzug in ein neues Land. Eine Rückerstattung war nicht möglich, da dieser Betrag damals mit einer Geschenkkarte einbezahlt wurde. Es blieb mir nichts anderes übrig als dieses Geld zu verbrauchen. Ich habe es in Skype Guthaben angelegt. Dieses liess sich zu meinem erstaunen problemlos, aber zu einem schlechten Kurs, in Hong Kong Dollar umtauschen. Denn auch hier gilt? Store in HK$ setzt ein Guthaben in HK$ voraus.

Im Anschluss, nach 33 Tagen war es dann endlich geschafft. Mein Apple Account ist mit mir umgezogen. Die Einkaufshistory aus der Schweiz ist dann zwar weg, Familysharing ist deshalb kaum mehr sinnvoll. Alle bereits gekauften Songs können (falls genau gleich im neuen Store vorhanden) aber auch weiterhin heruntergeladen werden. Und sonst macht iTunes Match den Rest. Erwähnenswert: Die haben echt tolle Leute im Support, aber diese sind leider in einem veralteten Apple System gefangen. Zumindest haben sie sich jedoch bemüht mein Problem zu lösen.

Und bei Diensten wie Netflix und Zattoo löscht man seinen Account

All dies kostet vor allem zwei Dinge: Nerven und Zeit. Da war es doch mit Diensten wie Netflix und Zattoo gleich viel einfacher. Hier habe ich einfach meinen Account gleich aufgelöst. Denn erreichbar sind diese Dienste aus Hong Kong nicht, oder nur halblegal und extrem langsam.

Mein Fazit: Ich glaube nicht, dass ich noch oft für Musik bezahlen werde.

Nach alle dem Stelle ich mir natürlich schon ein paar Grundsatzfragen. Ob ich jemals wieder in die Schweiz zurück will, das weiss ich nicht. Gleichzeitig fällt eindrücklich auf, wie lausig der Umzug von digitalen Daten funktioniert. Insbesondere legal erworbene Medieninhalte sind kaum legal in ein anderes Land zu verschieben. Egal ob die Spotify Playlist, die iTunes Songs von Apple oder der Deutsch gesprochene Film: Im neuen Land heisst es zu oft: „Content not available in your Country“. Und das sollte der Politik und insbesondere den Medienhäusern zu denken geben. Denn ich glaube nicht, dass ich zukünftig noch viel für Medien ausgeben werde.

9 Kommentare

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