Das Geschäft mit der Angst


Angst vor der Vogelgrippe?
Auch Krawatten können tödlich sein

„Den bestmöglichen Schutz nach EU-Norm“ verspricht ein bayrischer Unternehmer, der sein „Vogelgrippe-Pandemie-Notfall-Set“ über das Internet vertreibt. Inhalt im Set: Eine Atemschutzmaske, eine unbelüftete Vollsichtbrille, Schutzhandschuhe und ein wasserfester Overall mit Kapuze – „ausschliesslich hochwertige und geprüfte Markenprodukte.“ Das Geschäft mit der Angst läuft bei den Online-Auktionshäusern bereits auf Hochtouren.

Die wahre Gefahr lauert, einer Studie des britischen Medizinerverbandes (BMA) zufolge, möglicherweise aber an ganz anderer Stelle: Auf den Krawatten von Ärzten tummeln sich derart viele Krankheitskeime, dass sie für manche Patienten lebensbedrohlich seien. Deshalb empfahl der Verband jetzt sogar, die Ärzte in England sollten im Dienst möglichst auf ihre Krawatte verzichten, wie der „Daily Telegraph“ berichtet.

„Menschen fassen ihre Schlipse ständig an und tragen sie über einen längeren Zeitraum. Das ist eine potenzielle Gefahr“, erklärte Vivienne Nathanson, Leiterin der BMA-Abteilung Ethik und Wissenschaft, diese Woche gegenüber den Medien. Die Studie des Medizinerverbandes habe ergeben, dass Krawatten an Ärztehälsen mit zur Ausbreitung von Infektionen beitragen. Eine Katastrophe für ein Land, dass sich rühmt, nicht nur den Windsor-Knoten erfunden zu haben, sondern auch besonders viel Wert auf stilgerechte Kleidung legt.

Prompt stiess die Warnung des britischen Medizinerverbandes denn auch auf Widerspruch der britischen Modemacher: „Ich habe diese Krawatte letzte Woche drei Mal getragen, aber ich glaube nicht, dass er jemanden töten könnte“, schimpfte Starschneider Timothy Everest, zu dessen Kunden neben David Beckham und Tom Cruise auch zahlreiche Ärzte gehören. Allerdings sei es gut, wenn ein Mann mindestens zwölf Schlipse zum ständigen Wechseln besitze, die er dann auch regelmässig zur Reinigung bringen solle.

Mindestens zwölf Krawatten also, da wird so mancher Arzt noch aufrüsten müssen, dazu noch steigende Reinigungskosten – es blüht weiter, das Geschäft mit der Angst.

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